Ein Praktikum bei MUS-E® an der Waldhofschule Mannheim

Gabi Dyck, (24), Studentin des Grundschullehramts im letzten Semester, durfte im Rahmen eines einmonatigen Praktikums während insgesamt 10 Doppelstunden MUS-E® an der Waldhofschule Mannheim hospitieren. Sie berichtet von ihren Erfahrungen, die sie in den MUS-E® Stunden gesammelt hat.

 

 „Wenn MUS-E® ist, freue ich mich an diesem Tag schon, wenn ich aufstehe. ,Mama, heute ist

MUS-E®, nicht vergessen!‘, sage ich dann.“ (Nisanur, 8 Jahre alt)

 

Gabi Dyck berichtet: Im Rahmen eines Praktikums an der Waldhofschule mit Außenstelle Luzenberg in Mannheim konnte ich als angehende Referendarin für einen Monat das Bildungsprogramm MUS-E® kennenlernen. Ich durfte erfahren, wie es ist, wenn einmal in der Woche für 90 Minuten Profis mit Bühnenerfahrung aus Musik und Tanz an eine Grundschule kommen und für erfrischende Abwechslung im Schulalltag sorgen.

 

„Ich finde es schön, wenn die Kinder sehen […], dass man einfach so Momente verzaubern kann, wenn man ein Instrument spielt, dass man eine gewisse Zauberei in den Alltag ziehen kann und dass du durch diese Konzentration Dinge erreichen kannst, die du sonst nicht erreichen könntest.“

 

Mit dieser Einstellung und ihrer halbakustischen Bass-Gitarre im Gepäck kam die Musikerin Katharina Groß in eine 2. Klasse der Luzenberg-Außenstelle. Ihr kleines Konzert an ihrem Instrument hinterließ bei den Kindern sofort großen Eindruck und bei einigen auch eine besondere Entspannung, die sich so wohl nur durch Live-Musik im Schultag wiederfinden lässt.

 

„Als sie den Bass benutzt hat, hat mich das schön beruhigt. Und ich weiß nicht … das hat mich so beruhigt, als wäre das Böse ganz rausgegangen.“ (Antonia, 9 Jahre alt)

 

In den MUS-E® Stunden waren die Kinder neben dem Zuhören natürlich auch selbst aktiv. Schon bezüglich des Namenlernens war für Katharina klar: Das muss mit Rhythmus geschehen. Daher wurde sich auf besondere Weise jedem einzelnen Namen in der Klasse gewidmet, indem dessen Silben rhythmisch und synchron mit allen gemeinsam geklatscht wurden.

In späteren Stunden wurde Katharina mutiger und ließ die Kinder Wörter aus der wilden Natur mit Body-Percussion begleiten. „Biss, Löwe, Klapperschlange und Schmetterling“ legten den Grundstein für das Kennenlernen der Notenwerte und prägten sich bei einigen Kindern besonders gut ein.

Kurze Zeit später schrieben die Kinder dann bedächtig ihre ersten Noten sowie Notenschlüssel auf und zwischen die fünf Linien.

„Dieses Löwe, Biss und so […], das hab ich jetzt schon in meinem Kopf gespeichert!“ (Nisanur, 8 Jahre alt)

Doch auch ohne Rhythmus war Musik bereits möglich, was die Kinder durch das akustische Gewitter mit dem eigenen Körper erfahren durften. Und das ging so: Anfangs ist der Regen noch sehr sanft und klingt wie Handflächen, die aneinander gerieben werden, dann sind die Regentropfen ein leises Schnipsen, schließlich trommelt der Regen mit den Händen auf die Beine, und für den Donner dürfen alle nach Herzenslaune auf den Boden springen. 

Dazu stellte der 7-jährige Wlady grinsend fest, „dass die Klasse ein Stockwerk unter uns leiden muss“. Auch lernten die Kinder: Wer ein knallrotes Essstäbchen in der Hand hält, möchte nicht zwingend Sushi essen. Das Stäbchen wurde zum Dirigierstab, und die Kinder lernten zu großen Klassikern wie „Schwanensee“ von Tschaikowsky oder „La traviata“ von Verdi in verschiedenen Taktarten zu dirigieren. Katharina sagte dazu: „Ich finde es jedes Mal unfassbar, dass wenn man Kindern so ein Bambusstäbchen in die Hand gibt, manche einfach die totale Dirigent:innenpose haben! (…) Es gab einen Jungen, da dachte ich: Maestro in Person! Ein junger Mann, der sofort so ausgesehen hat, als wäre das seine Sache“. 

Das Dirigieren führte zu einer gelösten Stimmung im Klassenzimmer und zu Aussagen der Kinder wie: „Ich habe gelernt, dass man mit dem Stäbchen zur Musik in die Luft malt“. Unterdessen lernten in der Hauptstelle Waldhof eine zweite und eine dritte Klasse ihre ersten Hip-Hop-Grundschritte mit der Tanzpädagogin Lisa Kaiser. Aber Tanzen in der Schule? Wie kommt das an? „In der Schule ist es was Neues, dass man Tanzen hat!“, bestätigt die 9-Jährige Nika. Lisa Kaiser weiß aus mittlerweile vierjähriger MUS-E® Erfahrung: „Hip-Hop trifft immer den Nerv von Kindern. Das ist das, was sie aus Filmen kennen.“ Noch wichtiger aber als die beliebten Hip-Hop-Schritte ist für Lisa, dass die Kinder „einfach […] entdecken: Was ist möglich mit meinem Körper, und was ist da alles? Was kann ich über Bewegung ausdrücken? Du brauchst ja keine Worte, du brauchst nur den Körper“.

Eine der großen tänzerischen Entdeckungsreisen begann für die Kinder ganz einfach – mit dem allseits bekannten Stopptanz. Jedes Mal gab Lisa neue Aufgaben, die die Kinder beim Tanzen umsetzen sollten – „Wie auf der Schatzsuche!“, fand ein Mädchen. Sie sollten springen, auf dem Boden tanzen, erst ganz riesig, dann ganz klein. Auch die Grundidee, bei einem bestimmten akustischen Signal in der Bewegung zu erstarren, wurde erweitert: Die Kinder sollten zu Statuen werden, mal rund, mal eckig, mal auf einem Bein, oder es durften etwa nur ein Knie und eine Hand den Boden berühren. 

In der 3. Stunde führte dies zu „Museumstouren“, bei denen die eine Hälfte der Klasse die erstarrten Skulpturen der anderen bewundern und sich schließlich kreativ dazugesellen durfte. Unter den vielseitigen „Tanzaufträgen“ schaffte es auch der Blumentanz auf die Top-Liste bei den Kindern. Zu dem wunderschönen Stück „Salento“ von René Aubry vertanzten die Kinder den Lebenszyklus einer beweglichen Zauberblume vom Samen bis zum Welken unter Lisa Kaisers erzählerischer Improvisationsanleitung. Die Zweitklässler:innen beschrieben gerne danach die Form und Farbe ihrer Phantasieblume. Die älteren Drittklässler:innen philosophierten lieber: „Wir waren wie der Wind, der durch die Luft weht“ oder „wie Tropfen“. „Es war eine Beruhigung“, „Wir waren in der Musik“, „Jede:r war in ihrer/seiner eigenen Welt“.

 

Das Besondere an MUS-E® sind definitiv die außergewöhnlichen Erfahrungen und Entdeckungen, die alle Seiten dabei machen dürfen. Der Eindruck von Stephanie Baumann, Klassenlehrerin der genannten Drittklässler:innen, dürfte für viele sprechen: „Ich finde MUS-E® super spannend für eine:n als Lehrer:in und auch für die Kinder. Es bringt Abwechslung in den Schulalltag, wenn man Fachleute hier hat […]. Man lernt selbst, und die Kinder kriegen es auf ganz andere Art und Weise vermittelt.“

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