Alleinstellungsmerkmal für das künstlerisch-soziale Bildungsprogramm MUS-E® ist das internationale Netzwerk, gesteuert durch die International Yehudi Menuhin Foundation (IYMF) in Brüssel. In 11 europäischen Ländern sowie in Israel und Brasilien ist MUS-E® seit Jahren zu Hause. Einmal im Jahr trifft sich der International MUS-E® Council (IMC) mit Vertretern aus allen MUS-E® Ländern, um den Austausch und Zusammenhalt über die Ländergrenzen hinweg aufrechtzuerhalten und auszubauen. Darüber hinaus nimmt unser Verein an internationalen Projekten teil, in dem sich MUS-E® Künstler:innen, Koordinator:innen, Lehrer:innen und Schulleiter:innen gegenseitig fortbilden, gemeinsame pädagogische Methoden entwickeln und Ziele herausarbeiten.
MUS-E® Länder 2020:
Belgien: mus-e.be / Deutschland: mus-e.de / Ungarn: mus-e.hu / Italien: mus-e.it / Kosovo: mus-ekosova.com / Fürstentum Liechtenstein: www.mus-e.li / Portugal / Spanien: fundacionyehudimenuhin.org / Schweiz: mus-e.ch / Zypern: musecyprus.org / Israel /
Brasilien
EmocionARTE ist ein von der EU gefördertes Erasmus+ Projekt für bewährte Inklusionspraktiken für Kinder mit eingeschränkten Fähigkeiten durch die Künste (Theater, Musik, Tanz und kreative Künste), das die Gemeinschaft heute und für die Zukunft inklusiv gestalten will. MUS-E Deutschland e.V. nimmt seit März 2022 an diesem Projekt teil.
Donnerstag, 21. März 2024
Ort: Eingang von MUS-E® Belgien – Expo Vitrine M
Die EmocionARTE Programmleiterin für Belgien, Patries Wichers, begrüßte die Teilnehmer:innen aus sieben Ländern im Eingangsbereich des Hauptsitzes von MUS-E® Belgien. Dort stellte sie der Gruppe die Künstlerin Rasa Alksnyte vor, die im Juli die Leitung von MUS-E® Belgien übernehmen wird. In der Vitrine am Eingang präsentierte Rasa ein Kunstprojekt für Senior:innen, die in Pflegeheimen leben, zu Hause wohnen oder keine Familie haben. Das Projekt fokussiert sich darauf, dass Senior:innen mit Textilien arbeiten. Zu Beginn wurden Garne, Häkelnadeln, Stricknadeln, Stoffe und Fäden auf einem Tisch verteilt. Es gab absichtlich keine Anweisungen, damit die Senior:innen frei ihre eigenen Kreationen gestalten konnten. Jedes Stück erzählt eine persönliche Geschichte, und die Teilnehmer:innen konnten ihre Emotionen frei zum Ausdruck bringen. Rasa berichtete, dass einige nach Jahren zum ersten Mal um verstorbene Angehörige weinten oder ihre geheimen Gedanken auf Stoff stickten. Unheilbar Kranke drückten ihre letzten Botschaften an die Menschheit aus, wie "Nicht genug Mut" oder "Mehr Glück". Aus diesem Workshop wurde ein Programm für Heime und palliative Pflegeeinrichtungen entwickelt. Ältere Menschen bekommen eine Chance, sich in ihrer letzten Lebensphase mit einem Kunstwerk zu verabschieden. Begleitet wird dies von MUS-E® Belgien mit Workshops und persönlicher Unterstützung.
Ort: Chanterelle Schule, Brüssel
Die Chanterelle Schule ist eine Förderschule des Typs 2, die Kinder mit mittleren bis schweren geistigen Beeinträchtigungen sowie damit verbundenen Erscheinungsbildern wie Trisomie 21 und Autismus-Spektren aufnimmt. Aufgrund des erhöhten Förderbedarfes der Schüler:innen sind die Klassen klein (Kinder von 2 bis 12 Jahren), und es werden nur Kinder nach spezieller Begutachtung durch ein staatlich anerkanntes Krankenhaus aufgenommen.
Alle Schüler:innen ab 12 Jahren besuchen im Anschluss betreute Wohnheime. Ein bedeutendes Problem in Belgien besteht darin, dass viele Kinder mit Autismus zu Hause bleiben müssen, da die Plätze an Förderschulen rar sind. Es herrscht zudem ein Mangel an Förderschullehrer:innen. Ein großer Teil der Kinder an Förderschulen gehören dem Autismus-Spektrum an, während die übrigen Kinder andere Beeinträchtigungen oder multiple Einschränkungen haben.
Die Mitglieder der internationalen EmocionARTE Gruppe wurde in der Turnhalle untergebracht, damit die Schüler:innen in Gruppen zu ihnen kommen konnten. Die erste Kindergruppe bestand aus den Jüngsten (6-8 Jahre). Die Musiker:innen animierten die Schüler:innen mit Trommeln, Tuben, Glocken und improvisierten Intrumenten aus Koffern zum Mitmachen. Zwischendurch wurden auch Tücher verwendet. Die Kinder zeigten große Freude und konnten ihre Emotionen frei ausdrücken.
Beim Mittagessen im Büro von MUS-E® Belgien erklärte Patries Wichers den Begriff "Intercreation". MUS-E® Belgien hat diesen Begriff geprägt, um den Moment zu beschreiben, in dem sich ein Individuum in eine Gesellschaft einbringt und ein laufender Prozess entsteht. Es fand eine lebhafte Verständigung und Kommunikation zwischen den Künstler:innen und Teilnehmer:innen statt.
Ort: Art et Marge Museum
In einer Ausstellung waren Kunstwerke von Menschen mit Beeinträchtigungen zu sehen. Die Frage war, ob es "EmocionARTE" sei – bewegte es die Emotionen der Kinder in der Gesellschaft? Für viele Teilnehmer:innen war es eine Möglichkeit, tolle Kunstwerke zu sehen und diesen Gedanken auszutauschen.
Ort: MUS-E® Belgien, Hauptbüro
Sharing Moments: MUS-E® Künstler Laurent Quillet und sein SAJA-Projekt
Laurent arbeitete mit einer Gruppe von Menschen mit Beeinträchtigungen in einem Atelier und filmte sie dabei. Eine Aufgabe war es, sich einzeln oder zu zweit in Folie zu wickeln. Sie bemerkten, dass es warm wurde und anstrengend war, sich zu befreien. Nach der Befreiung waren alle erleichtert und fühlten sich freier als am Anfang. Eine andere Übung bestand darin, die Hälfte der Teilnehmer:innen zu maskieren und von den anderen herumgeführt zu werden. Die Übung diente dazu, Sinne und ihr Bewusstsein aktivieren.
Freitag, 22. März 2024
Ort: Centre culturel Bruegel
MUS-E® Belgien und das Institut Royal pour Sourds et Aveugles (IRSA) präsentierten die Show "ELLE PARLE" von Célia Rorive und ihrer Kompanie. Die Aufführung, begleitet von entspannender Musik von Bernard Flament, wurde speziell für die SuS von IRSA kreiert. Alle Schüler:innen waren entweder Menschen mit Sehbehinderung, gehörlos oder zum Autismus gehörend, manche mit mehrfachen Beeinträchtigungen. Nach dem Konzert gab es eine Diskussion mit den Künstler:innen über die Entstehung der Performance. Die Performance war ein musikalisches Stück aus Gesang, instrumentaler Musik und Tanz, das die verschiedenen Schichten der Menschen und ihre Emotionen zeigte. Es begann mit der Idee, die Schüler:innen aus ihrer vertrauten Umgebung in ein Theater zu bringen. Nach drei Jahren wurde diese Idee damit erfolgreich umgesetzt. Am Anfang war es eine Herausforderung, allen gerecht zu werden. Mit der Zeit fand jedoch jede:r einen Platz in der Gruppe. Es war eine langsame Progression von Räumlichkeit und Bewegung, die viel Geduld erforderte. Das Ergebnis des Projekts: Die Schüler:innen wagten erste Schritte, den Raum zu erkunden. Schüler:innen, die nie gesprochen hatten, begannen erste Worte zu artikulieren.
Ort: Erasmus Museum und Beguine Garten
Im Jahr 1521 lebte der Humanist Erasmus hier für fünf Monate.
Ort: Cultural Center De Rinck, Partner von MUS-E® Belgien
Die Gruppe diskutierte über die Bezeichnungen für Menschen mit Beeinträchtigungen und tauschte ihre Erfahrungen aus. Während der zwei Tage wurden verschiedene Begriffe verwendet, um Menschen mit Beeinträchtigungen zu beschreiben, von denen viele negativ konnotiert oder stigmatisierend waren. Die Teilnehmer:innen diskutierten und wählten alternative Begriffe aus, um der Zielgruppe mit Respekt und Inklusivität zu begegnen. Schließlich entschieden sie sich für Begriffe wie: "neurodivergent", "neurotypisch", "Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten oder Eigenschaften" oder den Namen der Schule. Danach stellte jedes Partnerland vier DIN-A4-Fotos von ihrem EmocionARTE Projekt aus. Die Teilnehmer:innen hatten die Gelegenheit, die Bilder anzuschauen und sich auszutauschen.
Zum Abschluss wurden Erasmus+ Evaluationsdokumente ausgefüllt und Zertifikate verteilt. Damit war das zweitägige Treffen beendet. Das nächste EmocionARTE Treffen findet in der Region Extremadura, in der Stadt Badajoz, Spanien statt.
Am 14. und 15. März fand das internationale EmocionARTE Treffen am Bildungszentrum St. Martin Düngenheim statt. Partner:innen aus Belgien, Italien, Portugal, Spanien, der Schweiz und Ungarn reisten an, um die Förderschule St. Martin Düngenheim und das Bildungszentrum kennenzulernen und um zu sehen, was die deutschen Partner:innen mit dem zweijährigen EmocionArte-Projekt erreicht hatten.
Donnerstag, 14.März 2024
Am sonnigen Morgen des 14. März begrüßte der Geschäftsbereichsleiter für Pädagogik sowie stellv. Einrichtungsleiter Stefan Lung die internationalen Teilnehmer:innen im Konferenzraum mit einem kurzen Vortrag über das Bildungszentrum St.Martin Düngenheim.
Das Bildungs- und Pflegeheim St. Martin, das 1966 am Standort Düngenheim gegründet wurde, ist eine Einrichtung der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Straßburg, einer 1848 von Madame Adèle de Glaubitz gegründeten Ordensgemeinschaft. Die europäische Provinz der Gemeinschaft hat ihren Sitz in Bingen am Rhein. Heute befinden sich Einrichtungen der Kreuzschwestern in Kamerun, im Kongo, in Frankreich und in Südwestdeutschland. Im Jahr 2000 gründeten die Heilig-Kreuz-Schwestern für ihre sozialen Einrichtungen und Dienste die "St. Hildegardishaus gGmbH, Jugend- und Behindertenhilfe, Düngenheim". Das Angebot umfasst derzeit Kindertagesstätten, Schulen, klassische Kinder-, Jugend- und Altenhilfe, Behindertenhilfe und inklusive Einrichtungen an rund 40 Standorten in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Nach der Begrüßung begaben sich die Teilnehmer:innen zur Förderschule, wo sie in Gruppen eingeteilt wurden. Jede:r EmocionARTE-Partner:in hatte die Möglichkeit, am Tanzunterricht mit der Künstlerin Tanja Sirotkin teilzunehmen. Darüber hinaus wurde den Teilnehmer:innen im Laufe des Vormittags ein Bewegungsspiel vorgeführt. Dieses Spiel wurde von der Gruppe der Oberstufe 01 der Förderschule St. Martin Düngenheim erdacht und gestaltet. Der Herzenswunsch der Schüler:innen war es, ein Spiel zu haben, das die ganze Schule spielen kann. Aber noch wichtiger war ihnen, dass die teilnehmenden EmocionARTE-Schulen in Europa es auch bekommen würden. Die Idee der Schüler:innen war, dass alle in ganz Europa zusammenspielen können. Im weiteren Verlauf erhielt die Gruppe eine Führung über den St. Martin Düngenheim Campus. Sie besuchten den Ort, an dem die Kreuzschwestern gegründet wurden, die Kirche, das Altenheim für die Nonnen und Senior:innen, die im Bildungszentrum arbeiteten, sowie ältere Menschen mit Behinderungen, die keine Familie mehr haben. Außerdem wurden die Außen-Wohngruppen-Häuser, die Gärtnerei, der Pferdestall für Therapeutisches Reiten und das Schwimmbad besichtigt.
Der Nachmittag bot die Gelegenheit, an sechs verschiedenen Workshops von Künstler:innen der EmocionARTE Partnerländer teilzunehmen:
Nach den Workshops hatten die Teilnehmer:innen noch Zeit, über ihre Erfahrungen zu diskutieren. Am Donnerstagabend gaben das preisgekrönte Anemoi-Quintett und Professor André Sebald aus Nordrhein-Westfalen ein musikalisches Märchen-Konzert "Peter und der Wolf". Es war ein unterhaltsamer Abend für die erwachsenen Bewohner:innen, ihre Betreuer:innen sowie die EmocionARTE-Teilnehmer:innen sowie für weitere Interessent:innen. Zum Abendessen waren die EmocionARTE-Teilnehmer:innen, Professor Sebald und das Anemoi-Quintett nach Cochem an der Mosel eingeladen.
Freitag, 15. März 2024
Ein EmocionARTE-Schulfest mit geladenen Gäst:innen fand am darauffolgenden Freitag in der Förderschule St. Martin Düngenheim statt. Nach der Begrüßung durch die Programmleitung von EmocionARTE Deutschland, Barbara Bertsch, öffneten die Schüler:innen ihre Klassen für alle Gäste geöffnet. Zwischen 10 und 13 Uhr konnte man eine Kunstausstellung der Klassen ansehen, einen Film über das zweijährige Projekt EmocionARTE in der Förderschule St. Martin Düngenheim auf Whiteboards anschauen, ein Glücksrad des Fördervereins der Förderschule "Hand-in-Hand" drehen, einen Schatz in einem Kunstwerk suchen und viele selbstgemachte Leckereien kostenlos probieren. Auf dem Schulhof führten die Klassen ihre Hip-Hop-Tänze vor. In der Turnhalle gaben das Anemoi-Quintett und Professor Sebald nochmals "Peter und der Wolf" für die Förder- und Grundschüler:innen St. Martin Düngenheim zum Besten.
Nachmittags wurde das internationale Meeting mit einer Diskussion und anschließendem Austausch im Bildungszentrum abgeschlossen. Als Abschiedsgeschenk bekamen alle Partner:innen ein Bewegungsspiel für ihre Schulen. Bevor alle Teilnehmer:innen abreisten, wurde eine Besichtigung der Kindertagesstätte "Haus für Kind und Familie" in Kaisersesch durchgeführt. Diese Einrichtung begleitet Kinder von 2-6 Jahren in ihrer Persönlichkeitsentwicklung mit einem inklusiven und partizipativen Schwerpunkt sowie vielfältigen Angeboten in der Gemeinschaft. Somit schloss das internationale Meeting in Deutschland.
Das nächste Treffen wird in Brüssel tagen, und wir freuen uns schon darauf!
Vom 1. bis 4. November 2023 fand das internationale EmocionARTE Treffen in Bern statt. Die deutsche Delegation von MUS-E Deutschland e.V. – Petra Faißt, MUS-E Koordinatorin für Südbaden und MUS-E® Künstlerin Tanja Sirotkin aus der Region Eifel-Mosel – erlebte gemeinsam mit den anderen Teilnehmenden vier inspirierende Tage voller kultureller Entdeckungen und interkulturellem Austausch. Die Reise begann am 1. November mit einer herzlichen Einladung von Werner Schmitt, Mitbegründer von MUS-E® , zu einem Abendessen im Restaurant Gurtners auf dem malerischen Hausberg von Bern, dem Gurten. Von dort aus genoss die Gruppe einen atemberaubenden nächtlichen Blick über die Stadt, während sie erste Kontakte untereinander knüpfte.
Der 2. November war ein intensiver Tag, der mit einer fesselnden Führung durch die historische Ausstellung des Psychiatrie-Museums in Waldau begann. Koordinatorin Petra Faißt fand besonders in der Entwicklung der Kunsttherapie und der Verbesserung der Lebensbedingungen psychisch Kranker Inspiration. Ein anschließender Besuch der Besonderen Volksschule in Chleehus bot Einblicke in inklusive Bildungsansätze und regte Diskussionen über die Vor- und Nachteile von Inklusion in verschiedenen Ländern an.
Der Höhepunkt des Treffens war der 3. November, an dem die Gruppe die Besondere Volksschule der Stiftung Rossfeld besuchte. Hier konnten sie nicht nur die innovative Unterrichtsmethodik kennenlernen, sondern auch an Workshops teilnehmen, die von MUS-E® Künstlern geleitet wurden, darunter ein aufregender Gipsbinden-Workshop mit Gabriella Affolter. Das Treffen endete mit einem stimmungsvollen Abschlussessen im inklusiven Kulturort "Heitere Fahne", bei dem die Teilnehmer:innen die Vielfalt der schweizerischen Kultur erlebten.
Tanja Sirotkin fasst ihre Eindrücke zusammen: Trotz sprachlicher Barrieren genoss sie die Möglichkeit, internationale MUS-E® Künstler:innen und Akteur:innen kennenzulernen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Das Treffen war eine inspirierende Erfahrung, die ihr viel Freude bereitete und sie mit neuen Perspektiven bereicherte. Petra Faißt reflektierte über die Bedeutung des Treffens und sagt: "Die Tage waren wertvoll, da der internationale Austausch und ein Voneinander lernen im Umgang mit speziellen Kindern und Jugendlichen, als auch mit dem Einsatz von künstlerischen Mitteln zur Entwicklung ebendieser gegeben waren und wir bereichert nach Hause fuhren."
Insgesamt bot das internationale EmocionARTE Treffen in Bern einen einzigartigen Einblick in die kulturellen und bildungspolitischen Ansätze verschiedener Länder und zeigte die Bedeutung kreativer Methoden wie MUS-E® für die Entwicklung und Inklusion beeinträchtigter Menschen auf. Die Teilnehmer:innen kehrten bereichert und voller Inspiration in ihre Heimatländer zurück, gestärkt durch die gemeinsamen Erlebnisse und den interkulturellen Austausch.
Am 25. Juni 2023 fand im Ortskern von Kaisersesch das Spiel- und Begegnungsfest statt. MUS-E® Künstlerin Tanja Sirotkin studierte mit der Klasse 2a der Grundschule St. Martin Düngenheim und der Oberstufe O1 der Förderschule St. Martin Düngenheim im Rahmen des EmocionARTE Projekts mehrere Tänze ein. Die daraus entstandene Performance wurde von den beiden Klassen im Rahmen des Festes über hundert Menschen aus der Region Eifel-Mosel vorgeführt.
MUS-E® Künstlerin Evamaria Deisen berichtet:
"Der erste Tag des Treffens in Budapest begann mit einem gemeinsamen Frühstück und einer herzlichen Begrüßung aller Teilnehmer:innen im hoteleigenen Seminarraum (Abb. 1). Das Frühstück wurde von allen genutzt, um sich kennenzulernen und erste Eindrücke auszutauschen. Es war schön, auch einige bekannte Gesichter wiederzusehen.
Als Erstes besuchten wir eine Förderschule in Tatabánya, einer ländlich gelegenen Stadt etwa 40 km westlich von Budapest (Abb. 2). Wie wir lesen konnten, wurde die Schule erst kürzlich renoviert. Die Schulleitung zeigte uns die gesamte Schule und stellte uns auch das Lehrpersonal sowie die Schüler:innen vor. Dann durften wir uns eine kleine Vorführung einer MUS-E® Klasse anschauen. Die Kinder waren sehr aufgeregt, aber freuten sich sehr, dass wir Zuschauer:innen auch aktiv an der Übung teilnahmen – zum Beispiel wurden wir aufgefordert, Emotionen pantomimisch darzustellen.
Nach dem Schulausflug fuhren wir zurück nach Budapest zum Mittagessen und besuchten im Anschluss das "House of Terror", dem zum Museum umgestalteten Hauptquartier der "Hungarian Arrow Cross Party" und der AVH/AVO, die in dem Gebäude ab 1944 ihre Exekutionen durchführten (Abb. 3). Dem ungarischen Team war es wichtig, uns diesen Teil ihrer Kultur zu zeigen. Der Besuch war für alle Teilnehmer:innen dennoch nicht leicht, und viele verließen das Museum sehr nachdenklich und zwiegespalten.
Im Gegensatz zu der eher düsteren Nachmittagsgestaltung zeigte sich am Abend beim "Instrument Tasting", wie schön es doch sein kann, wenn verschiedene Kulturen zusammenarbeiten (Abb. 4). Aus einer Bühnenshow heraus entstand eine musikalische Jamsession, an der jede:r nach Lust und Laune mitwirken konnte.
Am zweiten Tag des transnationalen Treffens stand zuerst ein Vortrag über unterschiedliche "Störungsbilder" wie ADHS und Autismus auf dem Programm (Abb. 5). Judit Balázs (PhD) referierte unter anderem über die Diagnose und den Umgang mit den betroffenen Kindern in ihrem Land. Es folgten Workshops für Bewegungstherapie, Geschichten erzählen und Tanzen. Wir hatten die Möglichkeit, uns näher kennenzulernen und gleichzeitig einen Einblick in die Arbeit der anderen Länder zu bekommen und Ideen auszutauschen."
Unsere MUS-E® Delegation (Uta Widmayer, Schulleiterin der Förderschule St. Martin Düngenheim, Barbara Bertsch, MUS-E® Koordinatorin für die Vulkaneifel und Südeifel und MUS-E® Künstlerin Evamaria Deisen) nahm am ersten Erasmus+ EmocionARTE-Treffen vom 10. bis 12. März 2022 in Miraflores de la Sierra (Gemeinschaft Madrid) teil. Die wunderschöne Residenz La Cristalera, auf welcher das Treffen stattfand, war ein einladender Ort, um sich zu treffen und gute Beziehungen zwischen den Ländern für dieses neue Projekt aufzubauen. Während der zweitägigen Konferenz tauschten Delegierte aus Spanien, Belgien, Ungarn, Italien, Portugal und Deutschland neue Ideen und Wege zur Kommunikation und Präsentation des Projekts in ihren Ländern aus. Jedes Land hielt entweder eine kurze Präsentation, zeigte Videos erfolgreicher Aktivitäten mit Schüler:innen oder hatte Fotos von seinen Schulen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen dabei. Es gab auch einen Rhythmus- und Tanzbewegungsworkshop. Die Teilnehmer:innen aus jedem Land erläuterten ihre individuellen Visionen für EmocionARTE, einschließlich ihrer Ziele für die nächsten zwei Jahre und für die weitere Zukunft.
Wir haben alle gelernt, dass das Verbreiten der Nachrichten ein wichtiges Bindeglied für die Kommunikation ist, nicht nur durch die Lehrer:innen und Künstler:innen, sondern auch als Mittel, um die Community zu informieren und zu erklären, was EmocionARTE ist. Es fand ein vielfältiger Gedankenaustausch statt. Gemeinsam werden die teilnehmenden Länder Kinder mit besonderen Bedürfnissen durch die Künste in Europa erreichen.
Die Schulleiterin der Förderschule St. Martin Düngenheim, Uta Widmayer, fasste das Treffen in Miraflores mit den Worten zusammen: „Alle Teilnehmer:innen von EmocionARTE haben auf unterschiedliche Weise das gleiche Ziel.“ Mit diesem Gedanken werden wir interessante und einzigartige Wege für dieses neue Projekt finden, um Kinder jeden Alters und mit ihren individuellen Persönlichkeiten und Bedürfnissen zu erreichen, denn wir werden von unserem Herzen bewegt, nicht von unserem Verstand.
Programmleiterin und Koordinatorin für Nordhessen Constanze Betzl berichtet vom MUS-E® Live Friends Meeting Oviedo (25. bis 27. Januar 2023):
"Kann es sein, dass schon wieder zwei Jahre vergangen sind? Das Erasmus+ Programm MUS-E® Live Friends ist wie im Fluge vorbeigerauscht. Ende Januar hatten wir unser letztes internationales Meeting in Oviedo, Asturien. Hingefahren bin ich dieses Mal mit dem Musiker Joachim Gückel, der im letzten Halbjahr das Projekt in der Valentin-Traudt-Schule betreut hat.
Schon beim Anflug – mit dem Meer und seiner Steilküste mit bizarren Felsformationen zur linken und den gigantischen schneebedeckten Picos de Europa zur rechten – haben wir Asturien ins Herz geschlossen. Aber in Nordspanien ist es Ende Januar nicht viel wärmer als in Kassel: Regenschirm und warme Kleidung waren für das Meeting angesagt!
Hochoffiziell begrüßt wurden wir Donnerstagfrüh im Bildungsministerium Asturiens mit einer eindrucksvollen Präsentation über die Region und das Bildungssystem. Am Folgetag empfing uns sogar die Bildungsministerin Lydia Espina López persönlich! (Abb. 1) Unter Regenschirmen liefen wir durch die feuchtkühle Stadt Oviedo zur MUS-E® Schule Colegio CP Gesta. Dort wurden wir ebenfalls warm begrüßt mit einer dynamischen Tanzchoreographie von ca. 60 Kindern in der Turnhalle (Abb. 2).
Es folgten Tanz- und Musikworkshops die von spanischen und portugiesischen Künstler:innen mit Kindern der dritten und vierten Klassen durchgeführt wurden. Nach einer üppigen Mittagspause (die nordspanische Küche ist wirklich muy bueno!) ging es ins Museo Bellas Artes, wo wir u. a. Meisterwerke von Picasso, Miró und Dalí bewundern konnten (Abb. 3). Der Tag endete mit einem gigantischen, nicht zu bewältigenden Menü in der Traditionsgaststätte Tierra Astur. Für ausgelassene Stimmung sorgte dabei ein Herrenchor, der einen spanischen Schlager nach dem anderen schmetterte und die ganze Gaststätte zum Mitsingen animierte.
Der zweite Tag begann schwungvoll mit Joachim Gückels Percussionsworkshop – Sprache spielte keine Rolle, und er schaffte es, die Kinder größtenteils nonverbal in seinen Bann zu ziehen: Bald groovte der ganze Musikraum! (Abb. 4) Anschließend wurde gemeinsam über das gesamte Projekt reflektiert und festgehalten, dass nach Ablauf des Projekts der internationale Austausch der Klassen über digitale Plattformen weitergeführt werden soll. Damit fiel uns der Abschied nach zwei wundervollen Jahren nicht ganz so schwer ...
Adiós amigos!
Creando Puentes ist ein Projekt zum Austausch erfolgreicher Praktiken zwischen europäischen Akteur:innen aus Spanien, Italien, Portugal, Belgien und Deutschland, die am gemeinsamen europäischen Erbe als Bindeglied arbeiten. Creando Puentes möchte die soziale Eingliederung fördern und den Erwerb von Schlüsselkompetenzen bei Minderjährigen, die nur wenig oder keinen Zugang zu kulturellen Angeboten haben, durch enge Zusammenarbeit zwischen Schulen und Museen in neun europäischen Städten (Madrid, Mérida, Ceuta, Mailand, Bologna, Florenz, Lissabon, Gent und Mannheim) verbessern.
Wir freuen uns, dass wir mit MUS-E® an diesem Projekt teilnehmen dürfen.
MUS-E Deutschland e.V. wird 30 Monate lang mit europäischen Museen, NGOs, Universitäten, öffentlichen Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Schulen in regen Austausch gehen. Das Projekt kombiniert geführte Besuche in Museen von mehr als 1.500 Kindern und Jugendlichen europaweit mit Kunstprojekten, die den Regelunterricht ergänzen, um das Erfahrene zu verinnerlichen und das Bewusstsein für das gemeinsame europäische Erbe zu schärfen. Mit seinem belegten Wirkungsprofil reiht MUS-E® sich in die Ziele der teilnehmenden Organisationen: Das Verbessern der analytischen, kritischen und interpretativen Fähigkeiten, die Reduktion von Lernproblemen und die Steigerung der Motivation stehen im Vordergrund.
Die MUS-E® Kinder der Friedrich-Ebert-Grundschule Mannheim werden im Rahmen des Projektes gemeinsam die Kunsthalle Mannheim besuchen und ihre Exponate entdecken.
Aufgrund der Corona-Pandemie war Creando Puentes von März bis September 2020 inaktiv, konnte jedoch anschließend mit einem Hygienekonzept fortgesetzt werden.
Der Projektverlauf gliedert sich in drei Phasen: Brücke 1 – Vorbereitungen (Austausch mit allen Beteiligten, Team-Meetings, Koordination, Termin- und Finanzabsprachen, vorbereitende Workshops der Künstler:innen zur Sensibilisierung), Brücke 2 – Museumsaktivitäten (Pre-Visit – Vorbesuch mit dem Museumskoffer, Museum-Visit – Besuch der Klassen in der Kunsthalle Mannheim und Post-Visit – Rückbesuche der Kunstvermittlerinnen in den Klassen) und Brücke 3 – Fortsetzung und Ausbreitung/Perspektiven (Weiterführung der kreativen Projekte in der Schule durch die Künstler:innen gemeinsam mit dem Lehrkräften).
Die Vorbereitungsphase umfasste die Kontaktaufnahme mit allen Beteiligten, um das Projekt vorzustellen und deren Vorstellungen mit in die Planung einzubauen. Neben zeitlichen und terminlichen Absprachen erfolgten die Ausarbeitung des Konzeptes im ständigen Austausch der Projektpartner:innen. Es fanden unterschiedliche Meetings in der Schule und in der Kunsthalle Mannheim statt. Es entstand der oben stehende Film, mit dem die Lehrkräfte die Kinder auf den Besuch vorbereiten konnten.
Zeitgleich wirkten die Kunstschaffenden in den Klassen in den Sparten Bildende Kunst, Svenja Doyen, und Musik, Cris Gavazzoni, um die beteiligten Klassen für die
Künste zu sensibilisieren und vorzubereiten (wir berichteten).
Mit dem großen Museumskoffer auf Rollen kommt Eva Wick von der Kunsthalle Mannheim in die Klasse. Die Kinder erwarten sie im Stuhlkreis und können einzeln ausprobieren, ob sie das Schloss des alten Reisekoffers aufbekommen. Zum Vorschein kommen verschieden große Kisten, die gemeinsam geöffnet werden und deren Inhalt entdeckt wird. In der ersten Kiste ist ein großer Stadtplan, den Eva ausbreitet. Die Kinder sind erstaunt über diese große Karte. Meistens kennen die Kinder nur noch die digitale Kartenversion. Auf der Karte entdecken die Kinder ihren Stadtteil und den Standort der Kunsthalle Mannheim.
Aus der nächsten Kiste zieht Eva Kunst-Entdecker:innen-Ausweise, die die Kinder mit ihrem Namen beschriften. Die Ausweise dienen auch als „Erkennungszeichen“ für den Kunsthallen-Besuch.
Außerdem befinden sich Hörner im Koffer, über die die Künstlerin den Bogen zu Max Ernst' Skulptur „Capricorne“ schlägt, die in der Kunsthalle Mannheim ausgestellt wird. Ebenso wird die Dreidimensionalität einer Skulptur anhand der Erfahrungswerte der Kinder aus dem 3D-Kino erörtert. Anhand verschiedener Materialien erklärt Eva anschließend die Technik des Bronzegusses.
Zum Abschluss teilt Eva ein Wimmelbild der Kunsthalle aus. Es gibt viele Entdeckungen zu machen.
In Kleingruppen als Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Pandemie nehmen die Kinder den großen Eingangsbereich wahr. Die Kinder entdecken das Kunstwerk, das sie
bereits von der Postkarte kennen, „Capricorne“ von Max Ernst.
Die Kinder erkennen weitere Kunstwerke wieder, die sie bereits vom Wimmelbild kennen, und nehmen die besondere Atmosphäre der Architektur wahr, Alt- und Neubau, Übergang mit Lichtkunstwerk.
Im Altbau entdecken die Kinder ein goldenes Kunstwerk, Constantin Brâncuși, „Der große Fisch“ von 1930 – Ist es wirklich Gold?
Weitere Schwerpunkte des Museumsbesuchs werden individuell auf die Gruppen in Bezug auf die bereits geleistete Arbeit der MUS-E® Künstlerinnen abgestimmt. Ziele sind hierbei: verschiedene Stile und Epochen kennenlernen, Museumsräume erfahren, entdecken, erleben, Schulung der Wahrnehmung und Dialog zwischen Schüler:innen und Kunstvermittlerinnen.
Im Fokus dieses Termins steht die Reflexion der Erfahrungen im Museum, verbunden mit einer praktischen Arbeit, die von den MUS-E® Künstler:innen fortgeführt wird bzw. an deren Konzept anknüpft. Auch hier findet eine individuelle Abstimmung auf die Klasse mit Lehrkräften und MUS-E® Künstlerinnen statt. Ziel: Die Schüler:innen nehmen sich selbst als Künstler:innen wahr, was ihr Selbstwertgefühl stärkt.
O-Töne aus der Reflexionsrunde:
„Ich war die Frau auf dem Bild.“ (Bezug auf theaterpädagogische Methode)
„Die Skulptur von Max Ernst war in echt so groß.“
„Fisch ohne Flossen.“
„Wir haben ein Bild von Vincent van Gogh gesehen.“
„Die Uhr mit dem Stein, hoffentlich fällt der Stein nicht runter.“
Die Schüler:innen können eine eigene Skulptur aus Papierstreifen bauen, die abschließend ausgestellt werden. Durch das eigene praktische Tun werden Erfahrungen umgesetzt, gefestigt und „begreifbar“. Außerdem lernen die Kinder die Technik des Leporellos anhand ihrer Künstler:innenbücher kennen. Das Falten ist für viele Kinder eine Herausforderung. Die entstandenen Seiten können beklebt, bemalt, bestempelt werden. Eva hat verschiedene Prospekte aus der Kunsthalle mitgebracht, die eingeklebt werden können. Es gibt Stempel, Stanzer und besondere Papiere zur Gestaltung, die Gestaltung soll ganz individuell sein. Es entstehen tolle Kunsthallen-Erinnerungs-Leporellos.
Die beteiligten Klassen werden im Laufe des aktuellen Schuljahres 2020/21 die Impulse, die sie von den Kooperationsprojekten mit der Kunsthalle Mannheim und der Kunstvermittlung aufnehmen, in kreative Projekte umsetzen. Die Kinder der Klasse der Bildenden Künste werden sich weiterhin mit dem Thema "Skulptur" beschäftigen und einen eigenen Skulpturenpark im Schulgarten erstellen. Eine andere Gruppe wird sich mit dem Thema "Künstlerbuch" weiter beschäftigen und eigene Künstlerbücher schaffen. In diesen eigenen Buchwerken dokumentieren sie ihre Erkenntnis über die Kunst, ihr Lernen von Kunstbegriffen und ihre Entwicklung im eigenen künstlerischen Tun. Am Ende des Schuljahres werden sie zurückblicken auf ihre eigenen Leistungen und das, was sie an Positivem beigetragen haben. Die Musikklassen werden die Brücke von der Bildenden Kunst zur Musik schlagen und die kreativen Impulse, die sie aus der Kunsthalle und ihren Begegnungen mit der Kunst der Künstler:innen bekommen haben, in eigene Kompositionen umsetzen.
Im Lauf des Schuljahres sollen Fortbildungen für Kunstschaffende und Lehrkräfte angeboten werden. Im Moment sind aufgrund der Pandemie außerschulische Angebote und Veranstaltungen untersagt. Dies gilt gleichfalls für den internationalen Austausch mit den Projektbeteiligten in Belgien, Italien, Spanien und Portugal.
Das gesamte Projekt wird im nächsten Schulhalbjahr mit der nächsten Projektgruppe fortgeführt werden. Diese sind vier weitere 2. Klassen, deren Lehrkräfte und Kunstschaffende unterschiedlicher Sparten. Die Struktur und der Verlauf bleibt erhalten, die Inhalte ändern sich je nach Interesse und Ideen der beteiligten Projekt- und Zielgruppe. Die Erfahrungen aus der ersten Projektgruppe werden einfließen und die Basis liefern für Veränderungen und das Schaffen von neuen kreativen Aktionen.
Erneut nahm MUS-E Deutschland e.V. an einem von Erasmus+ geförderten internationalen Austausch-Projekt teil. Das Projekt Arte por la Convivencia fand von November 2017 bis April 2020 in sechs Ländern Europas und der Schweiz statt und wurde im Rahmen von Erasmus+, einem Förderprogramm der Europäischen Union, gefördert. Dieses Mal lag der Schwerpunkt bei der Fortbildung der Lehrer:innen und der Einbindung der Eltern. Jedes Land wählte eine Schule in einer Stadt aus, die als Gastgeber fungierte. Im Rahmen unserer Mitwirkung am Erasmus+ Projekt „Arte por la Convivencia“ wurde an zwei Berliner Grundschulen in zwei Klassen drei Jahre getanzt, Theater gespielt und abschließend je ein Theaterstück, ein Tanz-Theater und zwei Kurzvideofilme erarbeitet. Die Kinder begaben sich in ihren jeweiligen Klassen und verschiedenen Schulen auf die Spuren ihrer eigenen „Heimat“ und versuchten Antworten auf viele Fragen zu finden, wie zum Beispiel solche: „Was ist das Fremde?“, „Was ist meine Geschichte, oder welche Geschichte möchte ich erzählen?“
So führte beispielsweise MUS-E® Künstler Rubén González Escudero an der Carl-Kraemer-Grundschule in Berlin ein Visual-Arts-Projekt durch. Im Fokus standen das Schreiben von Geschichten, das Herstellen von phantasievollen Masken und die Zusammenführung derselben in einem Trickvideo mithilfe von Stop-Motion-Technik und Green Screens. Einblicke in das Entstehen und erste beeindruckende Ergebnisse können Sie sich hier anschauen. Auch an der Kurt-Tucholsky-Grundschule fand ein entsprechendes Theaterprojekt mit der Theaterpädagogin Helen de Bie statt. Hier wurden im Laufe der Monate gemeinsamer Theaterarbeit Geschichten umgeschrieben und auf die Alltagssituation der Kinder angepasst oder völlig frei Choreografien entwickelt, in denen jedes Kind seinen Platz fand. Immer war das Ende offen, die Kinder konnten sich und ihre Kreativität frei entfalten. Mehr dazu erfahren Sie auf der Projektseite der Kurt-Tucholsky-Grundschule.
Die Kinder der MUS-E® Klassen in Berlin erfuhren über die ästhetischen Erfahrungen viel Neues über sich und ihre Umwelt. Hier einige O-Töne aus den MUS-E® Sessions:
„MUS-E® hat mir gebracht, kreativ zu sein.“
„Ich habe gelernt, dass man sich beim Theaterspielen nicht aufgeregt fühlen muss. Ich habe gelernt, Theater zu spielen und zu tanzen.“
„Ich habe gelernt, dass man als Team besser arbeiten kann.
Zusammen macht es mehr Spaß.“
Auch der Austausch zwischen je zwei Klassen verschiedener Länder war Teil des Projekts, wobei dies nicht immer ganz einfach zu realisieren war. Die Künstlerin Kokomini Nemesi beschrieb diesen Prozess so: „Dieses Jahr ist eine Klasse in Italien in Partnerschaft mit der Klasse der Kurt-Tucholsky-Grundschule. Der Künstler, der die Klasse in Italien leitet, kommt aus der Richtung Bildende Kunst und Musik. Während des Ländertreffens im März in Berlin erarbeiteten wir unseren gemeinsamen Austausch.
Er sendete mir Lieder zu, die die Kinder in Italien gemeinsam geschrieben, erarbeitet und aufgenommen haben. Die Schüler:innen meiner Klasse haben sich die Lieder angehört und ein Lied ausgesucht, zu dem sie dann in kleinen Gruppen Tänze erarbeitet haben. Ich nahm es auf und schickte es wieder nach Italien, wo sich die dortige Klasse die Aufnahme anschaute.“ (Kokomini Nemesi, Masterkonzept, Seite 2, Berlin, 8. Juni 2019)
Die Ländertreffen im Rahmen des Projekts „Arte por la Convivencia“ waren eine besondere Quelle der Inspiration für die Arbeit aller Akteur:innen. Auch beim letzten
Treffen im portugiesischen Évora konnten unsere MUS-E® Partner:innen aus Berlin wieder Teil eines großartigen Schaffensprozesses werden, tolle Künstler:innen und deren Arbeit sehen und
erneut viele wichtige Impulse für die eigene Arbeit und damit die musisch-ästhetische Entwicklung der Kinder mitnehmen.
Insgesamt wurden dank des Erasmus+ Projekts nicht nur weit über 80 MUS-E®
Workshops mit Schulkindern durchgeführt, sondern auch mehrtägige Netzwerktreffen in sieben Ländern abgehalten. So konnten sich in Spanien, der Schweiz, Ungarn, Portugal, Belgien und in Berlin
Künstler:innen, Lehrer:innen, Projektkoordinator:innen und viele andere Professionen zu Methoden der kulturellen Bildung in der Grundschule und Möglichkeiten der Kooperationen von Schule mit
außerschulischen Institutionen im Kunstbereich austauschen und vernetzen. Diese Treffen hatten bei allen teilnehmenden Lehrkräften eine besonders intensive Wirkung, öffneten den Blick für neue
Ideen und sorgten auch manches Mal für Erleichterung, wenn das Fremde sich als doch nicht so fremd herausstellte. Schule bleibt immer irgendwie auch Schule, doch in vielen Gesprächen wurde auch
Gemeinsames entdeckt und Lösungsmöglichkeiten für Alltagsprobleme gefunden. Es war spannend zu hören und zu sehen, wie verschiedene Schulstrukturen in Turin, Budapest, Velilla de San Antonio oder
Évora aussehen und welche Kunstformen dort die Kinder auf welche Weisen ausprobieren können.
Pauline Koch konnte als Lehrerin einer ersten Klasse ein Ländertreffen in Portugal besuchen und hat ihre Eindrücke so zusammengefasst: „Eine besondere Quelle der Inspiration für die eigene Arbeit stellen neben den Gesprächen in Lehrer:innen-Künstler:innen-Teams vor Ort die Treffen mit anderen MUS-E® Partner:innen dar.“
Svenja Kyncl, Lehrerin an der Carl-Kraemer-Grundschule, äußerte sich nach der Reise zum Projektabschlusstreffen kurz und knapp: „Das Projekt ist super, und ich wünschte, es würde niemals enden. Es ist ein ausgezeichnetes Programm für die Kinder.“
Auch Christiane Schick, ehemalige Lehrerin an der Kurt-Tucholsky-Grundschule Berlin, fasste ihre Eindrücke mit MUS-E® wie folgt zusammen: „MUS-E® war ein Stück harte Arbeit, anstrengend und aufregend. Es hat die Kinder abgeholt, mitgenommen und woanders hingebracht. Ein nie zu vergessender Prozess in der Grundschule.“
Die Wirkung, die solch ein länderübergreifendes Projekt entfalten kann, lässt sich in etwa so beschreiben: Kulturelle Bildung, eingebettet in einen thematischen Rahmen, zusammen mit dem MUS-E® Programm fördert das Kennenlernen, den Zusammenhalt, bringt Talente zutage, die vorher nicht gesehen wurden, lässt Kinder mutiger und selbstbewusster werden, entfaltet kreatives Potential und ermöglicht es, über „den eigenen Tellerrand“ und Ländergrenzen hinauszublicken. Arte por la Convivencia hat uns tiefer eintauchen lassen in das europäische MUS-E® Netzwerk, einem Netzwerk mit vielen sehr engagierten und kreativen Menschen. Es ermöglichte uns allen, andere und manchmal neue Methoden kultureller Bildung, ihre Umsetzung im schulischen Kontext und deren Wirkungsentfaltung kennenzulernen. Der Projekttitel bedeutet auf Deutsch: „Die Kunst des Zusammenlebens“ und hat uns gezeigt, dass durch tieferes Verstehen des uns vermeintlich Fremden mittels Kunst ein friedliches Miteinander möglich ist. Diese Resonanz mit den vielen positiven Erfahrungen an verschiedenen Orten innerhalb von Arte por la Convivencia hat uns allen neue Perspektiven aufgezeigt.
Hier geht's zur internationalen Website des Projekts:
erasmusplus-arteporlaconvivencia.eu
Vom 19. bis 21. April 2018 fand in Velilla de San Antonio ein Netzwerktreffen von MUS-E® Künstler:innen, Lehrer:innen und Koordinator:innen statt.
Velilla de San Antonio ist ein Außenbezirk von Madrid. An dem Treffen nahmen Mitarbeiter:innen von MUS-E® Projekten aus sieben europäischen Ländern teil, die innerhalb von MUS-E® widerum in dem Projekt Arte por la Convivencia vernetzt sind.
Bulgarien, Portugal, Italien, die Schweiz, Belgien, Deutschland und Spanien waren anwesend.
In den zwei intensiven Tagen haben wir einen tiefen Einblick bekommen, wie die Projekte in Spanien gestaltet sind, wie Kunst und Kultur in der Gesellschaft verankert sind und welche Wertschätzung kulturpädagogische Projekte in Velilla de San Antonio erfahren. Und natürlich war es sehr spannend zu erfahren, wie in den anderen Ländern gearbeitet wird.
Wir wurden mit sehr viel Wärme und Respekt von Bürgermeisterin, Schulleiter:innen und Künslter:innen empfangen und durften auf verschiedensten Ebenen in die Arbeit "reinschnuppern". So haben wir Workshops besucht, eine Ausstellung, Theatervorstellungen und Konzerte von Kindern und Jugendlichen, haben in den Schulen in der Mensa gegessen und auf dem Schulhof Pause gemacht. Und in den Pausen konnten wir mit Künstler:innen und Lehrer:innen aus vielen Ländern sprechen und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen. Es war hochinteressant und sehr bereichernd.
Zurück in Berlin sind wir immer noch erstaunt darüber, wie viel Wertschätzung die kunstpädagogische Arbeit zumindest in Velilla de San Antonio erfährt. Kunst wird dort als gängiges "Heilmittel" eingesetzt, wenn Kinder in der Schule verhaltensauffällig werden. Wird ein Kind für eine Zeit aus der Schule ausgeschlossen, kann es an der Kunst-Schule in Velilla de San Antonio ein Projekt durchlaufen, in dem es lernt, sich in die Gruppe zu integrieren.
Gleichzeitig haben wir die praktische Arbeit dort als etwas traditioneller empfunden. Theater basiert oft auf der Erarbeitung von Texten. An unseren MUS-E® Schulen Berlin wird mit Kindern meistens an der Entfaltung von kreativen Potentialen und der Reflexion eigener Denk- und Handlungsmuster. gearbeitet So entsteht beispielsweise ein Theaterstück aus Improvisationen zu einem Thema oder einer Geschichte. Den Kindern werden Methoden an die Hand gegeben, selbst das auszudrücken, was sie in sich haben.
Im Jahr 2018 fand außerdem ein künstlerischer Austausch zwischen unserem Projekt an der Kurt-Tucholsky-Grundschule in Berlin und einer Grundschule in Portugal statt. Es wurden Postkarten verschickt, Bilder, Tonmaterial und Informationen ausgetauscht und damit gegenseitig die Prozesse mitgestaltet.
Über zwei Jahre trafen sich die sieben teilnehmenden MUS-E® Länder Belgien, Spanien, Österreich, Ungarn, Israel, Portugal und Deutschland sieben Mal. Jedes Mal fungierte ein Land als Gastgeber. Die einzelnen Länder wurden an den jeweils fünftägigen Veranstaltungen durch jeweils drei MUS-E® Delegierte vertreten, um sich über ihre Arbeit auszutauschen und gegenseitig weiterzubilden. Aktive MUS-E® Künstler:innen, Lehrer:innen, Schulleiter:innen oder regionale Koordinator:innen nahmen teil.
In ein jeweils fünftägiges intensives Rahmenprogramm brachten sich die Delegierten mit Workshops und Präsentationen ein. Teilweise fanden die Workshops direkt in den MUS-E® Klassen vor Ort statt, sodass je nach Muttersprache mit Händen und Füßen unterrichtet wurde – eine bereichernde Erfahrung für alle Teilnehmer:innen!
MUS-E Deutschland e.V. dankt MUS-E® Spanien für die Projektinitiative.
Das META-Projekt "Minderheitenbildung durch Kunst" basiert auf der Idee, dass Kunst Motivation, Konzentration, Vertrauen, Teamarbeit, kognitive Fähigkeiten, kritisches Denken, verbale Fertigkeiten der Schüler:innen neben anderen Schlüsselkompetenzen verbessert. Mit anderen Worten ist der Einsatz von Kunst im Unterricht eng an die Lernerfolge der Schüler:innen, ihre soziale und emotionale Entwicklung, bürgerschaftliches Engagement, gerechte Möglichkeiten der Integration nicht nur im Unterricht, sondern in der Gesellschaft als Ganzes, geknüpft. Erfahren Sie mehr auf der Website von META: meta-project.eu/
Kooperationspartner:innen:
International Yehudi Menuhin Foundation (IYMF), Fondazione Nazionale Carlo Collodi, University of Firenze, Department of Education and Psychology, Stiftung Pfefferwerk, ERIO European Roma Information Network, MUS-E Deutschland e.V.
Der offizielle Auftakt des META-Pilotphase fand am 12. Januar 2016 in Berlin an der Carl-Kraemer-Schule statt. Die ganztägige Veranstaltung für alle beteiligten Lehrer:innen und Künstler:innen wurde von Andor Timar, dem Präsidenten von MUS-E® Ungarn, geleitet. Hier wurden noch einmal intensiv das MUS-E® Programm und das META-Projekt vorgestellt. Dieser Auftakt unterstützte auch das gegenseitige Kennenlernen der beiden Grundschulen, die als Pilotschulen für MUS-E® Berlin ausgewählt wurden: die Carl-Kraemer-Grundschule und die Kurt-Tucholsky-Grunschule. Insbesondere erhielten die die Künstler:innen einen inhaltlichen Einblick in die geplante Evaluation der Pilotphase.
Im Rahmen des META-Piloting konnten eine Lehrerin und eine Schulleitung (Carl-Kraemer-Schule) an einem mehrtägigen Training vom 23. bis 25. November 2016 in Brüssel teilnehmen. Während des Trainings konnten die beiden Lehrerinnen zusammen mit der regionalen Koordinatorin für MUS-E® in Berlin das Netzwerk von MUS-E® International kennenlernen. Im Training wurden die Ziele und Inhalte der META-Pilotphase vermittelt. Dieser gemeinsame Austausch in Brüssel hat wesentlich dazu beigetragen, den Lehrer:innen die Ziele des MUS-E® Programms und des META-Pilotings zu verdeutlichen und die Motivation gefördert, sich für das kulturelle Bildungsprogramm an der eigenen Schule einzusetzen. Der fachliche Austausch auch mit den anwesenden Künstler:innen aus Italien, Spanien und Belgien hat die eigene Sichtweise der Lehrer:innen erweitert und bereichert.
Lesen Sie mehr auf unserer Veranstaltungsseite.
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