Koordination: Karin Randall
Die Schüler:innen der Intensivklasse Deutsch der Riederbergschule in Wiesbaden sind zwischen 7 und 11 Jahre alt und stammen aus verschiedenen Ländern wie Albanien, Kosovo, Bangladesch, Vietnam, Bulgarien, Rumänien, Türkei, Spanien, Marokko, Algerien und der Ukraine. Durch ihre unterschiedlichen Lebenserfahrungen und möglichen Traumata entstehen Spannungsfelder. Daher ist das gemeinschaftliche Arbeiten im MUS-E® Programm besonders wichtig, um trotz der Herausforderungen gemeinsam ein Ziel zu erreichen.
MUS-E® an der Riederbergschule in Wiesbaden wird gesponsert durch das Schlageter Institute.
Die Schüler:innen der Intensivklasse Deutsch trafen sich jeden Freitag mit MUS-E® Künstler Anton Rudakov in der Aula zum Tanzen. Das Projekt umfasste verschiedene Übungen, die auf Konzentration, Geschicklichkeit und Körperbeherrschung abzielten. Zu Beginn standen Gruppenspiele im Kreis auf dem Programm, bei denen Wurfsäckchen verwendet wurden, um die Gruppendynamik zu stärken. Anschließend folgten tänzerische Bewegungen im Raum, begleitet von Musik, bei denen die Kinder unter Anton Rudakovs Anleitung unterschiedlichste Schrittarten, Hüpfer und Drehungen erprobten. Dies förderte Aufmerksamkeit, Körperbeherrschung und Rücksichtnahme. Ein weiterer Bestandteil war das Üben verschiedener Schrittfolgen und Sprünge in Zweierreihen, wobei die unterschiedlich ausgeprägten koordinativen Fähigkeiten der Kinder sichtbar wurden.
Hierbei zeigten alle großen Einsatz. Die Höhepunkte jeder Stunde bildeten das Einstudieren einer Tanzchoreographie und eine abschließende spielerische Sequenz zur Körperwahrnehmung, Entspannung oder Ausdrucksübungen über Pantomime. Anton Rudakov entwickelte mit den Kindern eine komplette Tanzchoreografie zum Song "Something that I Want" von Grace Potter. Dabei ging es um Rhythmus- und Taktgefühl, das Einprägen von Schrittfolgen und Drehungen sowie um das Erstellen von Figuren und Tanzbildern. Diese Übungen forderten viel Koordination und Disziplin.
Die Kinder übten jedoch fleißig und freudig mit einem doppelten Erfolgserlebnis. In der letzten gemeinsamen Stunde wurden alle Familien und einzelne Klassen der Schule zu einer Aufführung eingeladen, die großen Erfolg hatte. Wenig später trat die Gruppe im Rahmen des Schulsommerfestes bei einer offenen Bühne/Talentshow auf, wo sie beim vorhergehenden Casting erfolgreich war und beim Sommerfest vor dem gesamten Schulpublikum auftrat, was mit viel Applaus und Anerkennung belohnt wurde.
MUS-E® Künstler Anton Rudakov berichtet:
"Das besondere und tolle Erlebnis war, dass der Tanzunterricht den Kindern mit geringen Deutschkenntnissen eine tolle Möglichkeit bot, sich körperlich und auch sprachlich weiterzuentwickeln. Ich habe diese positive Entwicklung über die Monate hinweg beobachtet. Auch das gemeinsame Üben im Tanzkurs hat allen dabei geholfen, als Teil der Gruppe Selbstvertrauen zu gewinnen. Selbst sehr schüchterne Kinder trauten sich, von Unterrichtsstunde zu Unterrichtsstunde mehr herauszukommen.
In der Intensivklasse der Riederbergschule, wo die Anzahl der Kinder recht niedrig ist, sind weniger als 10 Kinder natürlich in vielerlei Hinsicht ein Vorteil (bessere Konzentration und Aufmerksamkeit) im Vergleich zu anderen Schulen, wo die Anzahl der Kinder recht hoch ist (teilweise über 20 Teilnehmer:innen). Diese positive Entwicklung hat gezeigt, dass es gerade in Schulen, in denen der Anteil der Kinder aus instabilen und schwierigen sozialen Verhältnissen stammt, sehr wichtig ist, ein alternatives, externes Angebot anzubieten. Und ich bin davon überzeugt, dass Kunst in ihren vielfältigen Formen Kinder in ihrer weiteren Entwicklung unterstützen und fördern wird."
Klassenlehrerin Ulrike Deichmann berichtet: "Die Kinder waren restlos begeistert vom Tanzprojekt. Anton zeigte großes Einfühlungsvermögen und Sensibilität, ließ den Kindern Spielraum für ihre Ausdrucksmöglichkeiten, forderte aber zugleich in angemessenem Maße Aufmerksamkeit und Beteiligung ein. Es war sehr motivierend für alle – auch für Schüler:innen, die sich zum Teil etwas schwertaten. Durch Geduld und Üben haben alle sogar ein gemeinsames Ziel erreicht."
Die Intensivklasse hatte im ersten Halbjahr die Gelegenheit, sich mit MUS-E® Künstlerin Franziska König im Skulpturalen Gestalten zum Thema "Upcycling" zu erproben. Zunächst sammelten die Kinder zu Hause eifrig Upcycling-Material (gereinigten Müll) wie Tetra Paks, Plastikbecher, Kronkorken, Papprollen, Schachteln, Flaschen und vieles mehr. Dann wurde die Klasse in Kleingruppen aufgeteilt und festgelegt, was als Gemeinschaftsskulptur entstehen soll. Im Anschluss wurden Werkzeuge wie Draht, Zange, Schere, Hammer oder verschiedene Klebertypen vorgestellt ebenso wie verschiedene Techniken des skulpturalen Gestaltens (Formen mit Draht, Verkleiden mit Papier, Pappmaché etc.). Nach dem Trocknungsprozess wurden die Skulpturen mit Acrylfarben bemalt. Im Anschluss an das erfolgreiche Gemeinschaftsprojekt durfte jedes Kind ein Einzelprojekt angehen.
Einzelne Kinder waren stellenweise leicht frustriert bei gemeinschaftlichen Arbeiten, da das Kunstwerk manchmal nicht exakt nach den eigenen Vorstellungen verwirklicht wurde. Jedoch konnte hier mit etwas vermittlerischem Geschick und lösungsorientierten Vorschlägen immer ein Kompromiss bzw. Konsens erzielt werden. Ein besonderer Tag ereignete sich im Januar: Wegen Schneechaos schafften es nur fünf Kinder der Intensivklasse in die Schule. Folglich konnte MUS-E® Künstlerin Franziska König sich individuell jedem Kind widmen. Ein Mädchen, das sich während der gesamten 4 Monate kaum beteiligt hatte, hatte an diesem Tag zwei Blechdosen mitgebracht und bastelte sich daraus ein Telefon. Plötzlich stand sie auf, ging auf jede:n einzeln zu und führte ganz unbekümmert Telefonate. Es war ein echtes Erwachen!
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