MUS-E® an der Rudolf-Wihr-Realschule plus Limburgerhof

Koordination: Carmen Kubath

Die Rudolf-Wihr-Realschule plus in Limburgerhof bei Speyer ist eine kooperative Realschule in der Trägerschaft des Rhein-Pfalz-Kreises. Sie bietet ihren Schüler:innen ein vielfältiges Bildungsangebot und legt Wert auf eine umfassende Persönlichkeitsentwicklung. Seit dem 2. Schulhalbjahr 2024/25 ist MUS-E® auch an dieser Schule vertreten.


Schuljahr 2024/25

2. Halbjahr: Was hat sich die Künstlerin/der Künstler dabei gedacht? – Kennenlernen von künstlerischen Strategien, Techniken und Biografien

Selbstbewusstsein • Kreativität • Ausdruckskraft • Achtsamkeit • Gemeinschaft

Wie entsteht ein Kunstwerk, und was bewegt Künstler:innen in ihrem Schaffen? Dieser spannenden Frage sind die Schüler:innen der Klasse 5e der Rudolf-Wihr-Realschule plus in Limburgerhof gemeinsam mit MUS-E® Künstlerin Sabine Amelung auf kreative Weise nachgegangen. Das Projekt „Was hat sich die Künstlerin/der Künstler dabei gedacht?“ führte die Kinder nicht nur in verschiedene künstlerische Techniken ein, sondern auch in die Biografien und Strategien dreier außergewöhnlicher Persönlichkeiten der Kunstgeschichte, und damit direkt zu sich selbst. Den Auftakt bildete die Begegnung mit der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama. Ihre bewegende Lebensgeschichte – vom Mädchen auf dem Land zur gefeierten Künstlerin von Weltrang – beeindruckte die Kinder tief. Ihr ikonisches Motiv, der Kreis, wurde zur gestalterischen Ausgangsform eines eigenen „Zines“, eines kleinen gefalteten Klappbuchs. Hier verbanden sich Phantasie, Struktur und persönliche Gedanken auf kreative Weise. In einer zweiten Arbeit wurde der Kreis selbst zum Bildträger: Silhouetten, innen wie außen ausgeschnitten, beklebt, beschrieben. Im Anschluss begaben sich die Kinder in die Welt von Jean Dubuffet, einem Pionier der Art Brut. Sein experimenteller Zugang zur Porträtkunst inspirierte die Klasse zu abstrahierten Selbstporträts, reduziert auf wenige Farben, dafür umso ausdrucksstärker. Diese Porträts wurden auf eine aus Kartons gestaltete Skulptur appliziert. Es entstand ein lebendiges, dreidimensionales Kunstobjekt, das die Vielschichtigkeit der Gruppe sichtbar machte. Zum Abschluss reisten die Kinder zurück ins historische Japan: Die Kunst von Hokusai, insbesondere seine berühmte „Große Welle“, war Ausgangspunkt für ein weiteres Highlight. Die Kinder zeichneten, schnitten und kombinierten ihre eigenen Wellen zu einem meterlangen Leporello, das sich dynamisch durch den Raum zog und dabei die Kraft und Bewegung des Wassers spürbar machte. Die Präsentation beim Schulfest wurde zu einem besonderen Erlebnis: Nicht als klassische Ausstellung, sondern als begehbare Rauminstallation gedacht, luden die Werke dazu ein, inmitten der Kunst zu verweilen. Die Kinder überlegten gemeinsam, wie die einzelnen Elemente im Raum wirken, wie sich Einzelbeiträge zu einem Ganzen fügen, und wie die Besucher:innen staunen und entdecken könnten. Die Schüler:innen erlebten dabei mehr als nur künstlerisches Tun. Sie lernten, wie aus Skizzen Ideen und aus Ideen Werke entstehen. Sie erkannten Verbindungen zwischen Kunst und Biografie, zwischen Technik und Ausdruck, zwischen eigenen Gefühlen und gemeinschaftlichem Schaffen. Besonders berührend war die kontemplative Ruhe während vieler Atelierstunden, die die Kinder bewusst wahrnahmen und schätzten. Das abschließende Künstler:innengespräch mit den Kindern vor einem breiten Publikum war ein Höhepunkt des Projekts: Stolz präsentierten sie ihre Werke, erklärten ihre Gedanken und erlebten sich selbst als kompetent, kreativ und gesehen. Die Erfahrung, dass ihre Kunst andere bewegt, stärkte ihr Selbstbewusstsein und ihre soziale Präsenz.

 

"Ich sehe die Kinder in neuem Licht, wenn ich betrachte, wie sie ihre Gefühle ausdrücken können, wenn es nicht die geschriebenen oder gesprochenen Worte sein müssen."

- Klassenlehrerin Inka Rohe